Ein Land, das so groß ist wie Deutschland, so viele Einwohner hat wie Berlin und München zusammen und in dem es im Sommer nicht dunkel wird. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, Norwegen zu erkunden. Ich war bereits in Island, das in etwa auf gleicher Höhe liegt, aber damals war es Oktober und es gab Tag und Nacht, wie wir es in Deutschland kennen. Zum ersten Mal durfte ich erfahren, wie es ist, wenn es nachts nicht dunkel wird.

Unser erster Stopp und erste Übernachtung in Norwegen war eine kleine Unterkunft am See Lemonsjøen. Nach unserem Abendessen, gegen 22 Uhr, machte ich mich noch auf zu einem kleinen Spaziergang an den See, denn die Sonne schien noch immer. Die Sonne geht zwar im Juni und in diesen Breitengraden unter, aber es bleibt so hell, wie wir es kurz nach Sonnenuntergang in Deutschland kennen.

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Als kleines Highlight bot uns die Gastgeberin Mari eine kleine Elch-Safari an, auf der wir fünf Elche sehen konnten. Zumindest ganz klein. Für Fotos hat es jedenfalls nicht gereicht, es sei denn, ihr würdet jetzt gerne ein paar dicke, schwarze Pixel sehen. Ich wünschte, ich hätte ein Fernglas mitgenommen.

Kurz nach zwölf, Mitternacht, kamen wir wieder an der Pension an. Es war hell und mir stellte die Frage “werde ich trotzdem schlafen können?” Ich machte mich bettfertig, zog die Gardinen zu und legte mich hin. Es war hell. So hell, als würde die Sonne untergehen. Oder aufgehen. Egal, wie rum man es sieht, es war hell. Zum Glück war ich müde genug und konnte schnell einschlafen.

Am nächsten Tag machten wir uns nach dem Frühstück fertig für eine kleine Wanderung. Vom See und der Pension aus führt ein Wanderweg auf den 1370 Meter hohen Gipfel Trollhøe. Hier liegt einem der Ausblick auf den höchstgelegenen Nationalparks Norwegen vor den Füßen. Jotunheimen hat mit seiner Größe von 1140 Quadratkilometern sogar die beiden höchsten Gipfel Norwegens in seinen Gefilden – der 2469 Meter hohe Galdhøpiggen und der 2464 Meter hohe Glittertind.

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Mit einer warmen Suppe in dem gemütlichen Café Kalven Seter am Ausgangspunkt der Wanderung konnte ich nicht nur mich, sondern auch meine Schuhe wieder aufwärmen. Noch auf den letzten Metern sind meine Schuhe in dem sumpfigen Gelände mit Wasser vollgelaufen. Die konnte ich zum Glück in dem kleinen süßen Café am offenen Kamin wieder trocknen. Und sowieso sind offenen Kamine hier überall in den Häusern vertreten. Ich stelle mir gerade einen kuscheligen und dunklen Winterabend vor einem dieser Kamine vor.

 

AM RAUSCHENDEN FLUSS

Unsere Tour ging weiter über Lom nach Billingen. Unsere Unterkunft war das süße Seterpensjonat, das an diesem Abend seinen ersten Geburtstag feierte. Zur Feier des Tages bekamen wir von den Gastgebern Marianne und Arnstein nicht nur Elch-Burger zum Abendessen serviert, sondern auch gleich ein Stück der Geburtstagstorte. Wir stießen mehrmals mit unseren Getränken und einem lauten “Skål” auf die Gastgeber an.

Auch, wenn mein Körper mir immer wieder signalisierte, dass es Zeit war zu schlafen, sagte mein Kopf “Hey hey! Party over here, Party over there!” Obwohl es schon wieder später Abend war und Zuhause in Deutschland sicherlich schon Zappen duster, war es hier in Norwegen noch hell, wie am Tag. Ich legte mich dennoch ins Bett und versuchte zu schlafen. Glücklicherweise war das Zimmer mit dem kleinen Fenster recht dunkel. Das Projekt Einschlafen lief trotzdem schwerer als gedacht.

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Arnstein, der Besitzer des Seterpensjonat, führte uns am nächsten Morgen zur nahegelegenen “Steinbrua” am Rande des Nationalparks Reinheimen. Norwegischen Sagen nach, soll ein Troll diese Steinbrücke dort positioniert haben. Nur eine kurze Wanderung von etwa 45 Minuten brachte uns von der Unterkunft zur Brücke. Allein der Weg dorthin ist beeindruckend. Eine tiefe Schlucht, die der Fluss Føysa in den letzten Jahrhunderten dort reingefräst hat, ließ unsere Münder offen stehen. Der Rest des Rundwegs war nicht weniger schön, besonders der Wasserfall am Ende der Wanderung hinterließ einen bleibenden Eindruck.

 

EIN DONNERWETTER IN DER BERGHÜTTE

Unsere letzte Etappe führte uns in den 1693 Quadratkilometer großen Nationalpark Dovrefjell. Die Straße zur Snøhetta ist nur mit einem Bus-Shuttle befahrbar, das regelmäßig zwischen Hjerkinn und der Snøheim Hütte fährt. Das dient nicht nur zum Schutz der Natur, sondern auch der Moschusochsen, die frei in der Region leben. Wir haben sogar drei auf dem Weg zur Snøheim Hütte entdeckt. Wahnsinnig große Viecher!

Unsere vorletzte Übernachtung war also die Snøheim Hütte mitten im Nationalpark Dovrefjell mit etwa 70 weiteren Menschen. Die Hütte liegt idyllisch gelegen vor einem See, in dem sich unser Ziel spiegelte. Oder spiegeln sollte. Denn als wir ankamen war es kalt, nass und man sah nur Wolken. Unser Bergführer Arne kündigte für den nächsten Tag einigermaßen gutes Wetter an. Wir sollten jedoch früh aufbrechen, damit uns mittags das “Donnerwetter” nicht erreicht.

Wusstet ihr, dass die Norweger deutsch in der Schule lernen? Wir hatten kaum Probleme, uns mit unseren Gastgebern zu unterhalten und ohnehin war es niedlich, ihnen zu zu hören. Jedes Mal, wenn unser Bergführer vom “Donnerwetter” redete, begaben wir uns in Schutzhaltung, weil wir Angst hatten, dass jeden Moment jemand mit uns schimpfen würde.

In dieser Nacht hatten wir das erste Mal einen Vorhang, der das Licht ganz gut abschirmte. Trotzdem war es für mich ein Kampf, endlich den Weg ins Bett zu finden. “Party over here, Party over there!” und so …

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Am nächsten Morgen sahen wir … nichts. Die Wolken hatten sich noch immer nicht verzogen, aber wir machten uns dennoch auf dem Weg zum Gipfel des Snøhetta. Seines Zeichens mit 2286 Metern der größte Berg außerhalb des Nationalparks Jotunheimen. Der Weg verlief größtenteils über große Steine, das den Aufstieg etwas schwierig macht. Mal von den widrigen Wetterverhältnissen abgesehen, mit denen wir zu Kämpfen hatten. Es war windig, neblig und teilweise hat es sogar geschneit. Selbst, als wir nach etwa drei Stunden am Gipfel ankamen, konnten wir nur die Nebelwand bestaunen. Wirklich sehr schade, da die Aussicht von dort oben sicherlich atemberaubend ist.

Und das ärgerlichste? Nach nur 15 Minuten begannen wir schon wieder den Abstieg, da es durch den Wind eisig kalt war. Als wir uns kurz drauf umdrehten, war der Gipfel frei! Wären wir nur zehn Minuten später oben gewesen, hätten wir den Ausblick genießen können. Und auch, als wir wieder an der Snøheim-Hütte ankamen, war der Gipfel noch frei. Gemeinheit. Aber zumindest blieb uns das “Donnerwetter” erspart – sowohl meteorologisch als auch sprachlich.

 

DAS LETZTE MA(H)L?

Wie dem auch sei, unsere letzte Nacht verbrachten wir in der Hjerkinn Fjellstue. Ein letztes Mal konnten wir uns beim Abendessen über Norwegen, Reisen in die ganze Welt, Bergtouren, Essen und unsere erlebten Momente unterhalten. Und auch ein letztes Mal konnten wir in völliger Helligkeit unsere Nacht verbringen.

Norwegen war toll und ich werde ganz bestimmt nicht zum letzten Mal dort gewesen sein. Die Fjorde rufen noch immer ganz laut meinen Namen!

 

In Zusammenarbeit mit Visit Norway