Warum muss es immer schneller, höher und weiter sein? Wir setzen uns in der heutigen, digitalen Welt selber unter Druck. Fitness-Seiten und -Apps pushen uns zu Höchsleistungen, drängen uns, nicht aufzugeben. Wir schreiben seit Wochen auf unseren Social Media Kanälen, an welchen Läufen wir teilnehmen und welche Zeiten wir erreichen wollen. Beschreiben detailiert unsere Trainingsläufe und dokumentieren unser Essverhalten. Wenn der erste Marathon passé ist, steht der Ultralauf auf dem Plan. Und warum? Weil wir sonst langweilig werden in der digitalen Welt.
LANGSAM LAUFEN KANN AUCH SCHÖN SEIN!
Ich habe schon lange aufgehört mit Pulsuhr zu laufen, mich an Trainingspläne zu halten und nur das zu essen, was uns die Medien empfehlen wollen. Ich laufe – wie sagte Pippi Langstrumpf es so schön – wie es mir gefällt. Ich möchte meine Marathon und anderen Läufe genießen und den Triumph feiern, dass ich solche Distanzen laufen kann. Nicht nur mental, sondern auch körperlich. Ich möchte mich weder in der Trainingsphase noch beim “Wettkampf” unter Druck setzen, um eine bestimmte Leistung zu erzielen. Einen offiziellen Lauf zu finishen ist schon ein wahnsinns Gefühl, warum muss es dann diese eine bestimmte Zeit sein, nur weils jeder macht? Ob nun zehn Kilometer unter einer Stunde oder in einer Stunde zwanzig. Völlig egal! Das einzige, was zählt, ist, dass du dich dabei wohl fühlst.
ALLES KANN, NICHTS MUSS
Natürlich gilt, alles kann, nichts muss. Gerne kann man sich ein Ziel setzen, aber man sollte vorsichtig sein,wenn man sich unter Druck setzt. Schnell kann einem Lust vergehen und der Spaß wir zur Qual. Wir sind enttäuscht, wenn wir beim offiziellen Lauf die Zeit nicht erreichen und versuchen den Fehler in unserem Training zu finden. Womöglich vergeht einem der Spaß schon im Training, wenn wir uns zwingen die Trainingsläufe einzuhalten. Bei meinem ersten Marathon stand an einem Tag ein 27 Kilometer-Lauf an. Es schüttete in Strömen und ich hatte keine Lust. Trotzdem lief ich los und kam nach 19 Kilometern wieder nach Hause. Das schöne daran: es war überhaupt nicht schlimm und ich schaffte den Marathon trotzdem.
Ich laufe gerne langsam und genieße jeden Schritt – und das ist auch gut so!
Wie seht ihr das? Habt ihr gerne ein konkretes Ziel vor euren Augen oder genießt ihr die Zeit beim Laufen ohne Druck?
Ich sehe das genau wie du.
Anfangs habe ich mich noch wirklich geärgert wenn ich andauernt beim Fahrrad-Fahren im Wald von anderen überholt wurde und dann hab ich mir irgendwann gesagt “Du kannst so stolz auf dich sein, dass du jeden Berg, sei er auch noch so teil, rauf fährst ohne abzusteigen – da ist es doch egal wie langsam du bist” :-) Und seitdem ist es mir egal, wenn ich langsamer bin.
LG
Mel
Richtige Einstelung! Wichtiger ist es, überhaupt aktiv zu werden, ganz egal wie schnell oder langsam man ist!
Ich laufe des Laufens wegen. Und nicht mehr der Zeiten wegen. Dieser Bestzeitenjagd bin ich lang genug nachgegangen. Und mind. einmal zu häufig gescheitert. Sowas ist einfach nicht planbar. Dann lieber mit Genuß und Freude!
Ganz genau! Sport soll dennoch Spaß machen, vorallem, wenn man als Hobbysportler unterwegs ist. Druck hat man oft genug im Leben.
Du sprichst mir aus der Seele! Ich laufe erst seit einigen Monaten wieder und bin stolz darauf, dass ich das regelmäßige Laufen durchziehe. Und ich freue mich nach jeder Runde – auch wenn es nur eine kleine Runde war – dass ich es geschafft habe und mich gut fühle, egal in welchem Schneckentempo ich unterwegs war. Dieses gute Gefühl sollte nie verloren gehen und einem “ich muss” weichen, um irgendwelchen blöden Anforderungen zu entsprechen.
Dein Blog motiviert mich dabei übrigens sehr – vielen Dank dafür und mach weiter so!
Liebe Grüße
Lena
Vielen Dank für deinen Kommentar! Du hast genau die richtige Einstellung. Verliere niemals das gute Gefühl und lass es einfach laufen ;)
Als ich Deinen Post entdeckt habe, kam ich gerade von einem meiner ersten Läufe nach längerer Zeit zurück – und Du hast mir wirklich aus der Seele gesprochen.
Als ich vor einigen Jahren mit dem Laufen begonnen habe, hatte ich weder einen Plan noch eine Pulsuhr. Ich habe mir einfach eine Strecke gesucht und versucht, diese kontinuierlich zu steigern. Auf das Tempo habe ich nicht geachtet.
Zum ersten Mal nach Plan und mit Pulsuhr gelaufen bin ich bei meiner Vorbereitung auf einen Halbmarathon im letzten Frühjahr. Das hat gut funktioniert. Meine Zielzeit war unter 2:30 und das habe ich geschafft.
Ich bin also ein eher langsamer Läufer, wenn ich um die 7:00/km laufe, muss ich glücklich sein. Das wollte ich ab Herbst letzten Jahres ändern und habe begonnen, sehr auf meine Zeit zu achten und versucht Intervalle einzubauen. Aber das hat mich irgendwie total frustriert mit dem Ergebnis, dass ich vor ca. 2-3 Monaten jede Lust am Laufen verloren hatte. Ich bin auf HIIT-Training umgestiegen – auch wegen der Hitze. Vor ein, zwei Wochen wollte ich zur Abwechslung mal wieder reines Cardio machen. Ich habe mich für einen 7-km-Lauf entschieden – und die Pulsuhr daheim gelassen. Endlich konnte ich beim Laufen mal wieder richtig abschalten und hatte Spaß! Das werde ich jetzt erst einmal so einhalten.
Das ist ganz typisch! Sobald man sich unter Druck setzt und seine Ziele nicht erreichen kann (die vielleicht oft auch zu hoch gesteckt sind), wird man frustriert und man hört auf!
Mir selber geht es eigentlich nur darum, gesund zu sein, und dem Körper die nötige Bewegeung zu geben!
Ich freue mich, dass du wieder Spaß am Laufen gefunden hast! Ich finde Laufen wudnervoll und es hat etwas meditatives, wenn man es aus Spaß macht und es einfach laufen lässt!
Ich habe sehr gerne ein (ambitioniertes) Ziel vor Augen und ein Trainingsplan gibt mir neben der Möglichkeit, das Ziel auch zu erreichen, Struktur und Bestätigung. Soweit die Theorie. Denn trotzdem ist ein Halbmarathon oder Marathon natürlich eine außergewöhnliche Belastung, bei der viel schief gehen kann. Insofern habe ich für ein Rennen eigentlich immer ein Backup-Ziel in der Tasche. Wenn ich schlecht geschlafen habe, es zu windig, zu kalt, zu warm oder zu nass ist, um das gesteckte Ziel zu erreichen, ich Magenprobleme kriege oder etwas anderes dazwischen kommt, halte ich mich eben daran. Das Wichtigste aber ist für mich, Ziele so zu wählen, dass sie zwar eine Herausforderung sind, ich den Lauf aber trotzdem noch genießen kann. Bis jetzt hat das für mich immer wunderbar geklappt.
Hi,
irgendwie hast Du schon Recht und Sport sollte für nicht-Profis eigentlich kein Wettkampf sein, aber wenn ich ehrlich bin, erwische ich mich ständig dabei, dass ich höher, schneller, weiter will. Selbst wenn ich mir vornehme es heute mal etwas ruhiger angehen zu lassen, braucht es nur wenige Minuten und der Ehrgeizig schlägt wieder zu.
Gruß Micha
[…] RUN: Schneller, Höher, Weiter – eine Ode ans langsam Laufen […]
Ich laufe seit meiner OP 2014 richtig aktiv – und ich freue mich einfach über jeden Tag, den ich schmerzfrei, gesund und mit Freude laufen kann! Zu wissen, dass ich die Halbmarathondistanz schaffe, als laufuntypisch gebauter Mensch mit Rückenproblemen und das schmerzfrei – das ist Ziel genug. Egal, dass es über 2h sind – ankommen ist alles! :)