Immer wenn ich von meinem Vorhaben erzähle einen Marathon zu laufen, schaue ich in fragende Gesichter. Die meisten Fragen beginnen mit wieso und warum. Ja, warum denn eigentlich?
Als ich letzte Woche Dienstag im Taxi vom Berliner Fughafen Tegel zum Hotel saß, fragte mich der nette Taxi Fahrer, ob es das erste Mal in Berlin wäre. Ich verneinte und erinnerte mich an die Male, an denen ich bereits Berlin kennengelernt habe. Mein erster Belin-Besuch war vor 16 Jahren mit meinen Eltern, vor zwei Jahren machte ich mit meinem Mann einen Städtetrip und neben vielen weiteren Kurztrips wird wohl mein Besuch letztes Jahr Ende September der Besuch sein, der mir immer in Gedanken bleibt. Der Berlin Marathon. Ich erzählte dem Taxifahrer von dem Lauf und er fragte mich immer wieder ungläubig wieso und warum man Marathon läuft.
Ja, warum mache ich das eigentlich immer wieder? Es gibt genau drei Gründe, warum ich mich jedes Jahr auf das Abenteuer Marathon einlasse:
Der erste hat mit meinem Papa zu tun. Ich bin ein Papa-Kind und wollte ihm immer alles gleich tun, ich wollte die Musik hören, die er hört und noch heute schallt Queen aus unseren Lautsprechern, ich wollte esen, was er isst und ich wollte die Dinge tun, die er tut. Ich erinnere mich gerne an den Tag zurück (ich weiß das Jahr leider nicht mehr, aber es müssten mittlerweile 17/18 Jahre her sein), als ich mit meiner Mama und meine Schwester ihn bei seinem zweiten Marathon begleitet haben. Morgens ging es gemeinsam mit dem Zug nach Köln, wir standen unmittelbar nach dem Start an der Strecke und hatten jede Menge Punkte ausgemacht, an denen wir ihm zujubelten. Was mir heute noch Gänsehaut bereitet, war der Zieleinlauf mit den tausenden strahlenden und glücklichen Gesichtern, die gerade einen Marathon hinter sich hatten (und in meinem Kopf spielt das Lied “Final Countdown” von Europe). Ich denke, das hat mich geprägt. Es hat allerdings einige Zeit gedauert, bis ich selber den Spaß am Laufen fand. Aber als es dann gefunkt hatte, hatte ich ziemlich schnell das Bedürfnis einen Marathon zu laufen.
Der zweite Grund ist der Kampf mit sich selber. Wie oft stehen wir vor scheinbar unmöglichen Situationen und sagen das schaff’ ich nicht? Einen Marathon, und somit 42 Kilometer zu schaffen, scheint auf dem ersten Blick nicht machbar. Wann läuft man mal über 40 Kilometer? Eben, gar nicht. Und genau das ist der Reiz. Und während man auf der Strecke ist, hat man ganz viel zeit zum Nachdenken. Und immer wieder kommt der Gedanke, warum man das eigentlich macht. Man könnte jederzeit aufhören. Aber aufgeben ist nicht und man führt einen kleinen Krieg im Kopf mit sich selber. Nach einer Zeit ist der Bewegungsablauf automatisiert, dann ist es nur noch der Kopf, der einem ständig dazu zwingen will aufzuhören. Aber man geht nicht an den Start um aufzugeben. Man will siegen und diese scheinbar unerreichbare Distanz bewältigen.
Als drittes steht der Weg zum Ziel. Man trainiert, schrubbt Kilometer, motiviert sich mit Videos im Internet, zweifelt immer wieder, ob man es schafft, vebringt die Wochenenden vor dem großen Lauf nur noch mit Laufen und Pasta essen um am Tag der Tage an der Startlinie zu stehen und dem Ziel entgegen zu laufen. Ich muss sagen, dass mir gerade das Training viel Spaß bereitet. Man muss sich Ziele setzen und sie erreichen. Ich stehe gerne an einem Sonntag Morgen um sieben Uhr auf um mich eine Stunde später mit meiner Trainingspartnerin zu treffen für einen 20 Kilometer Trainingslauf. Mit jedem Lauf sieht man die Erfolge und jeder weitere geschaffte Kilometer in der Vorbereitung bestätigt mein Ziel und den Willen mir das “anzutun”. Während der langen Läufe an den Wochenenden hat man einfach so viel Zeit zum Nachdenken, zum Beiträge ausdenken, Themen erarbeiten und genießen. Und genau das mag ich daran.
Mir steht nicht die Anzahl der erfolgreichen offziellen Läufe im Vordergrund oder die Schnelligkeit. Auch nicht in welchen tollen Ländern dieser Welt ich schon einen Lauf absolviert habe. Sondern meine Träume, mein Wille und meine Art mich darauf vorzubereiten. Laufen ist ein großer Bestandteil meines Lebens geworden und ich mache es einfach unheimlich gerne. Für mich.
Was sind deine Gründe? Warum läufst du?
Sehr schön geschrieben. Bisher habe ich ja nur die halbe Distanz gepackt, aber die ganze würde mich langfristig, wenn mein Knie wieder mitspielt auch mal reizen! Viel Erfolg weiterhin beim Training und beim Finishes deines 3. Marathons :)
Warum Marathon?
Gute Frage! Und ohne konkrete Antwort.
Beim ersten Mal wars ne verrückte Idee und die male danach wollte ich schneller sein. Und seitdem? Weil es einfach Spaß macht. Sucht ist. Verrückt genug um nicht Mainstream zu sein und vernünftig genug für einen Familienvater?
Weil es doch irgendwie gesund ist? Vor allem das Trianing.
Weil ich so fürchterlich ehrgeizig bin?
Den einen Grund gibt es einfach nicht.
Gute Frage – mit 20 habe ich gesagt, ich laufe einmal im Leben einen Marathon.
Mit Anfang 30 war ich so unfit, dass ich nichtmal mehr 15 Minuten am Stück Laufen konnte.
Dann machte es irgendwann klick und ich lief (und schwamm und radelte) los. Langsam Stück für Stück änderte das mein ganzes Leben und nach 3 Jahren gab es den ersten Marathon und noch vier Jahre später den ersten Langdistanz-Triathlon.
Das Training gibt mir Struktur im Leben und lässt mich vom stressigen Job abschalten. Die Herausforderungen Marathon oder Triathlon treibt mich dabei zum Training an. Und der Seele tut das unheimlich gut.
Viele Grüße
Torsten
PS: Mein Blog http://www.ausdauerblog.de handelt genau davon, also genügend Zeit für deine Leidenschaft, zu finden…
Deinen zweiten Grund kann ich voll und ganz unterschreiben, Grund 1 kenne ich so gar nicht ;-) und Grund 3 würde ich teilweise zustimmen. Bei mir kommen aber noch zwei Dinge dazu. Die Bewunderung für andere, großartige Marathonläufer – und das Event an sich. Während ich beim Training immer wieder unfreundlichen, rüpelhaften oder arroganten Läufern begegne, empfinde ich die Atmosphäre bei Rennen als unglaublich freundschaftlich. Klar gibt es auch hier Läufer, die aus der Reihe tanzen und sich daneben benehmen, aber alles in allem kommt da eine riesige Menge Menschen zusammen, die das Gleiche wollen und die sich gegenseitig motivieren und Spaß haben, die im wahrsten Sinne des Worte ein Stück ihres Wegs zusammen laufen. Ein Teil des Adrenalins bei so einem Rennen mag durch das Publikum oder den eigenen Druck entstehen, ein ziemlich wichtiger Teil aber entsteht für mich durch diese Gemeinschaft.
Hi Kate,
vor allem Grund drei kann ich unterschreiben. Training macht umso mehr Spaß, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat und darauf hinarbeitet.
Ich bin übrigens ziemlich neidisch auf Deinen Handstand. Ich versuche schon seit Monaten einen sauberen ohne Wand hinzukriegen, aber irgendwas daran raffe ich einfach nicht, verdammt!
Gruß Micha
Warum einen Marathon laufen?
Gute Frage. Bei mir steht sicher das Bedürfnis, mich sportlich zu beweisen im Vordergrund. Ich bin ziemlich sportvernarrt, nicht nur das Laufen ist eine Leidenschaft von mir. Bei jeder Sportart, die ich betreibe (oder neu ausprobiere), ist ein gewisser Leistungsgedanke mit dabei.
Aus der Anerkennung der Zuschauer baue ich selbst auch neue Selbstwertschätzung auf – ich glaube dass ist der Grund, warum ich bei einem Marathon mitlaufe.
Liebe Grüße, Thomas