Stell dir vor, 90.000 Läufer starten zur gleichen Zeit in 35 Städten auf der ganzen Welt und es gibt keine Ziellinie. Unvorstellbar?

Beim Wings for Life World Run wird für diejenigen gelaufen, die es nicht mehr können. Und das schöne ist, jeder Starter kommt ins Ziel, denn das sogenannte Catcher Car startet 30 Minuten nach Startschuss und nimmt die Verfolgung auf. Die Läufer werden quasi von der Ziellinie überholt und wer schnell ist, kommt weit. Mal ein ganz anderes Konzept zu den ganzen anderen Läufen.

Etwas widerwillig bin ich am Sonntag Morgen aufgestanden, denn es regnete Bindfäden und das trägt bei mir nicht zur Motivation bei. Aber was solls, ich habe zwei gesunde Beine und werde für die Menschen laufen, die es nicht mehr können. Ich traf mich in der Ubahn mit den Mädels von Run Munich Run und wir schlenderten gemeinsam zum Ort des Geschehens – der Coubertain Platz im Olympiapark. Hier hatte ich noch ein Interview mit Charlotte Würdig, die zwar selber nicht startete, aber ihr eigenes Team an den Start gebracht hat. Sie selber ist kein Langstreckenläufer, hat sie mir verraten. Aber sie hat ihr Team mit den nötigen Fitnessübungen fit gemacht.

 

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

Um 13 Uhr war es dann soweit. Weltweit in 35 Städten fiel zur gleichen Zeit der Startschuss. Gänsehaut-Feeling pur, wenn man darüber nachdenkt, dass sich über 77.000 Läufer gleichzeitig in Bewegung setzen.
Für mich war der Lauf ein kleiner Kampf. Ich muss zugeben, dass ich mich null auf diesen Lauf vorbereitet hatte. Ich bin seit Wochen nicht mehr über sechs Kilometer gelaufen und hatte gehofft, mindestens zehn zu laufen, bevor mich das Auto einholt. Die ersten zehn Kilometer waren schwwer und immer wieder schaute ich nach hinten. Wo bleibt das Auto? Nachdem ich das Zehn Kilometer Schild passiert hatte, wollte ich etwas langsamer laufen. Aber wie es so ist, wenn man sich im Kopf ein Ziel gesetzt hat, konnte ich nicht einfach langsamer machen. Ich lief weiter, bis ich das 13 Kilometer Schild sah. Und ich muss sagen, ohne den Druck, lief es viel besser. Kilometer Elf, Zwölf und 13 kamen ruckzuck!

Allerdings merkte ich dann auch schon die ersten Probleme. Meine linke Wade tat weh, meine rechte Hüfte und ich war doch schon ganz schön kaputt, weil ich die ersten zehn Kilometer gerannt bin. Ein Pärchen, das bei Kilometer zehn neben mir lief, riefen, dass sie es in 58 Minuten geschafft hätten. Jedenfalls lies ich mich ab da zurückfallen. Aufgeben war allerdings keine Option. Ich wollte vom berüchtigten Catcher Car eingeholt werden. Also, lief ich locker weiter, bis ich es sah. Und dann packte es mich doch nochmal und ich sah das 14 Kilometerschild. Noch schnell zugelegt, das Schild passiert und schwupps war ich aus dem Rennen.

Zum Glück kam kurz drauf nochmal eine Versorgungsstation, an der ich Riegel essen und Wasser trinken konnte. Ich hatte auf der ganzen Strecke einen Mordshunger. Schon beim Start knurrte mein Magen. Vor lauter Aufregung habe ich ganz vergessen noch etwas kleinen zu essen.
Zum Glück gab es auch noch Wärmedecken und ein Shuttlebus fuhr die Läufer dann wieder zurück zum Olympiapark.

Ein wirklich gelungener Lauf, der sich von anderen Läufen ahehbt. Nächstes Jahr werde ich wieder an den Start gehen und dann auch wieder mit Training und vielleicht einer Halbmarathondistanz!

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO

DCIM100GOPRO